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Zeitreise Richtung Nierentisch

Gaby Hildenbrandt

Aktualisiert: 9. März

Perfekter könnte der Ort für ein Musical aus und über Berlin nicht sein, denn das mondäne Stage Theater des Westens in der Kantstraße liegt nur einen Katzensprung vom namensgebenden Boulevard entfernt. 2021 fand der „Ku’damm“-Dreiteiler dort bereits den Weg vom Fernsehschirm auf die Musicalbühne. In der Fortsetzung „Ku’damm 59 - Das Musical“ (Premiere Mai 2024) geht die Zeitreise weiter: die Töchter der Tanzschule Galant sind flügge geworden. Monika, die immer schon gegen verstaubte Konventionen gekämpft hat, ist alleinerziehend und macht als Sängerin Karriere. Eva und Helga sind verheiratet - zur Freude von Mama Caterina mit Ehemännern, die man als „gute Partie“ bezeichnet. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt: Traummänner, die buchstäblich welche bleiben. Gewalt in der Ehe, Seitensprung des Gatten - mit einem Mann. Die Zuschauer reisen zurück in die späten 50er Jahre, als Frauen noch die Erlaubnis ihres Ehemanns brauchten, um eine Arbeitsstelle anzunehmen oder den Führerschein zu machen. Schwule Liebe war verboten, über unverheiratete Frauen mit Kind wurde die Nase gerümpft. Und die Schatten Nazi-Deutschlands melden sich in vielen Angstträumen.


Schmissiger Sound, der in die Beine geht - Foto: Dominic Ernst für Stage Theater des Westens
Schmissiger Sound, der in die Beine geht - Foto: Dominic Ernst für Stage Theater des Westens

Zwei Geschichtsstunden über die deutsche Vergangenheit, erzählt mit den Songs von Peter Plate und Ulf Leo Sommer. Wie im ersten Ku’damm-Musical stecken auch in der „‚59er“-Show viele musikalische Edelsteine. Und dank der tollen Stimmen der gesamten Cast glänzen vor allem die Solo-Parts im Rampenlicht. Gänsehaut, wenn „Monika“ (Celina dos Santos) ihren Gefühlen beim frechen Song „Marie läuft Amok (Marie wir gehen tanzen)“ in der Piano-Version freien Lauf lässt. „Liebmichallee“ und „Frühling in Berlin“ sind ebenfalls besonders stark in Melodie und Text. Es wird gesungen, gespielt und auf dem Nierentisch getanzt, bis er wackelt. Überhaupt die Retro-Ausstattung: hier hat das Team viele Puzzleteilchen wie 50er Jahre- Möbel, Requisiten und Kostüme zusammengesetzt. Sogar ein Mett-Igel wird serviert. Die schmissige Rock’n Roll-Choreografie stammt von Jonathan Huor und es spielt die fünfköpfige Live-Band „The Monikas“. Zum Finale darf „Marie“ dann noch mal tanzen - und das Publikum tut’s auch…

 
 
 

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