Vergesst Romeo!
- Gaby Hildenbrandt
- 16. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Der heimliche Star des Abends heißt „Wildberry Lillet“. Der fruchtig-frische Drink mit französischem Wein - derzeit vor allem bei den Ladies total angesagt - wird als „Julia-Cocktail“ serviert, kommt im Souvenir-Cup inklusive Refill zum Mitnehmen in den Saal und hebt sofort die Laune. Nice!
Der Großteil der Besucher im Stage Operettenhaus in Hamburg ist weiblich. Mädelsabend. Einige Junggesellinnen-Abschiede. Partytime mit so vielen bekannten Songs, dass wohl nur Tiefste-Keller-Lacher keine Freude an dieser Show hätten.
"& Julia" stellt die Frage, was wäre, wenn Shakespeares Julia nach dem Drama in der Gruft am Leben geblieben wäre? Die Antwort gibt es in den folgenden zwei Stunden. Und zwar mittels Pop-Hymnen wie „Baby One more Time“, „Roar“, „Since U been gone“ - ein ganzes Feuerwerk an Charterfolgen (29 Stück, mitgezählt), denn die Playlist stammt vom Komponisten und Produzenten Max Martin. Der Schwede steckt hinter ungezählten Number One-Songs. So verantwortet der Music-Maxe z.B. die großen Erfolge von Justin Timberlake, Pink, Ariana Grande, Taylor Swift, Britney Spears, Backstreet Boys & Co.
Die Julia aus dem 16. Jahrhundert bekommt hier ihre zweite Chance. Sie flieht vom Schlamassel in Verona nach Paris, lässt’s mit ihren Mädels krachen und so mancher Wildberry Lillet ist mit im Spiel (passend dazu Katy Perry's-Hit „I kissed a Girl“).

Julia klettert übermütig auf den Kronleuchter, trägt jetzt Streetwear, Sneakers und Walk-Man. Ein nächster Jüngling kreuzt ihren Weg und der Liebesblitz schlägt erneut ein („Oops I did it again“). Julia (bezaubernd frisch gespielt von Chiara Fuhrmann in ihrer ersten Musical-Hauptrolle) wird bewusst, wie liebesblind sie damals Romeo gefolgt ist. „Wir hatten in Verona schon ´ne krasse Woche“ erinnert sie sich zu „Larger than Life“. „Und dann hab’ ich mich wirklich umgebracht???“ Julia kann es nicht fassen. Sie erkennt, den falschen Mann geliebt zu haben: „Mensch, Romeo, du bist doch eigentlich ein Lauch!“ Hartes Urteil, aber Romeo - gespielt von Raphael Groß (zuletzt im Berliner Bühnenerfolg „Kudamm 59“ zu sehen) - ist viel zu sehr mit sich beschäftigt und hat’s wohl bis heute nicht gecheckt...
Es darf hier gefeiert werden: das Leben, die Liebe und einfach sich selbst.
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