Glamour-Festspiele
- Gaby Hildenbrandt
- 3. März
- 2 Min. Lesezeit
Was für eine Pracht! Bestickte Stoffe, Glitzer-Kostüme, ganze Berge von Marabu-Federn, Rouge, Gloss und falsche Wimpern nur als XXL-Packungen geordert - sogar das Programmheft kommt mit Gold-Glitter auf dem Cover daher. Das Gärtnerplatztheater greift für die Neu-Inszenierung von „La Cage aux Folles / Ein Käfig voller Narren“ schon mal optisch in die Vollen. Voilà! Der Glanz des titelgebenden, eleganten Nachtclubs im feinen Saint-Tropez hat Kostümbildner Alfred Mayerhofer zu besonders aufwändigen Outfits inspiriert. Schließlich soll „Zaza“, der Star der Show, als Schönste auf der Bühne strahlen: in einem extravaganten Outfit in Meeresblau, genäht und bestickt in rd. 100 Arbeitsstunden. „Zaza“ (Armin Kahl) singt schließlich den Hit des Stücks: „Ich bin was ich bin“.

Seit der Uraufführung am Broadway (über 2.400 Vorstellungen) hat das Publikum bis heute einen Narren am „Narrenkäfig“ gefressen. „Schuld“ daran ist die Handlung des zunächst ernsten Themas von der eigentlich verbotenen Liebe im Wechsel mit witzigen Dialogen garniert mit ins Ohr gehenden Songs (famos: das Orchester des Gärtnerplatztheaters, Leitung Jeff Frohner). Berührend, wie verliebt Nachtclub-Besitzer Georges (Daniel Prohaska) und sein Mann Albin (als „Zaza“ der Star der Show) in Erinnerungen schwelgen. „Wir spazierten am Strand“ - die zärtliche Melodie, gespielt auf einem Akkordeon, und ein Pierrot mit Luftballon-Herz sorgen für den Zuckerguss auf diese romantische Szene.

Aber dann: Mon Dieu! Die Familie von Anne, der Braut von Georges Sohn Jean-Michel („ein Fehltritt“ - wie Georges erklärt) kommt zum Kennenlern-Besuch. Der künftige Schwiegervater ist ausgerechnet ein erzkonservativer Politiker (Erwin Windegger). Schnell weg mit all dem Fummel und diesen Skulpturen vergoldeter Körperteile, offensichtlich nackten Männern nachempfunden. Oops! Zofe Jacob hat auch beim schnell organisierten Kruzifix etwas zu dick aufgetragen - knapp drei Meter sind für ein Wohnzimmer definitiv zu groß. Zwei Welten rasen aufeinander zu, das kann nicht gut gehen. Oder doch?
Zum umjubelten Happy End gibt’s den flotten Foxtrott „Heut’ ist ein schöner Tag“ und Georges und Albin stehen strahlend vor einer Art Triumphbogen im Konfettiregen - ob sie ahnen konnten, dass 2013, rd. vier Jahrzehnte später, die erste Homo-Ehe Frankreichs geschlossen werden sollte?
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